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Flaggen

ie Flagge, das Banner war ursprünglich nicht das Zeichen eines Landes, gar einer Nation, vielmehr der Heerführung - also recht eigentlich Feldzeichen. In der Regel wiederholen sich die beiden Hauptfarben des betreffenden Wappens in der Flagge übereinandergesetzt, wo nicht gar das Wappenbild selber auf das Tuch gemalt ist. Heerbanner des Hl. Römischen Reiches war bis Mitte des 14. Jahrhunderts in Rot ein weißes Kreuz:

Daz velt in roter varbe,
Darinnen was inmiten
Ein wîzez kriuz gesniten.

Dieses eigentlich christliche Symbol führten am Anfang der Flaggenkultur unterschiedslos auch viele andere: u.a. der Papst mit dem Kirchenstaat, der Johanniterorden, Dänemark.Von Nationalflaggen im heutigen Sinne kann man zwar noch nicht sprechen, doch waren Mitte des 15. Jh. flaggenartige Vorrichtungen auf See wirklich als Kennzeichen der nationalen Zugehörigkeit der Schiffe gewertet worden. Wappenfahnen waren vorzugsweise den Monarchen bzw. deren Schiffen oder Admirälen vorbehalten. 1238 erscheinen auf dem Siegel der Seestadt Sandwich Heckflaggen in hochkantiger Rechteckform auf dem Achterkastell zu zweit nebeneinander an senkrechten Flaggenstöcken, wie es später die Regel wurde. Die Befestigung am Stock erfolgte mittels Ringen oder Bändseln, oder der Rand des Tuches hatte einen Hohlsaum, durch den der Stock gesteckt wurde oder aber ein Spieß oder ein Trompetenrohr. Nägel verhinderten das Verrutschen. Die Einschlagung eines oft verzierten Nagels gehörte zur feierlichen Fahnenweihe.Zunächst machten Flüger (vlogel) am Masttopp die Heimat der Schiffe kenntlich. Die fliegenden Enden der ursprünglich querrechteckigen Flüger waren meist in mehrere Streifen aufgelöst.

England
England

 Später hatte man lange, schmale Wimpel, dreieckig oder mit zwei oder drei langen Zipfeln. Sie hingen an einer kleinen Rah oder waren am Mast wie ein Verklicker befestigt.

Lübeck
Hamburg
Bremen
Stralsund
Danzig
Elbing

Nach dem Hamburger Seerecht von 1270 sollen Hamburger Schiffe „enen roden vlugher“ führen. Riga: Eyn iuwelich unse borgere sal voren ein wit cruce an dem vlogele. (Rig. St. R. p. 126, 11) Jewelich borgere van Lubeke, de ein schiphere is, schal voren einen lubeschen vloghel. (Lüb. Urk. 2, 87), Lübisches Seerecht von 1299. Er war zweifelsfrei weiß und rot. 1460 wird unmißverständlich von „wyt unde rot“ berichtet. In einem Lied über Lübecks Kriegstaten im Jahre 1511 heißt es:

De van Lubeck foren rodt undt widtDe

sulve schildt im adeler sidtDat hefft em de keiser gegeven…

Die Querstabstandarte mit Hängeln oder Lätzen hat sich aus dem römischen Feldzeichen mit Vexillum entwickelt. Daraus haben sich 1. die Kirchenfahnen, 2. die mittelalterlichen Fahnen auf den Fahnenwagen und 3. die Garde-Standarten des 18. Jahrhunderts entwickelt.

„Fahne“ leitet sich ab von altdeutsch gundvano, d.h. „Kampftuch“; es wird vom Italienischen übernommen als gonfalone.
„Flagge“ ist im 17. Jh. aus dem neuniederländischen vlag entlehnt.
„Banner“, de, dat bannere, banner, banneer, bannir  = Banner, Fahne, aus franz. bannière f.
 „Schwenkel“ ist eine streifenförmige oder dreieckige Verlängerung am oberen Teil des Tuches. Die Sturmfahne hat den Schwenkel unten.

Zwei Beispiele für Schwenkel

Und nun einige Flaggen mit besonderer Berücksichtigung der Seefahrt.

Lübeck
Wismar
Rostock
Stralsund
Greifswald
Elbing
Danzig
Danzig
Reval = Tallinn
Groningen
Kampen
Köln
Amsterdam
Dordrecht
Antwerpen
Damme
Deutscher Orden
Hochmeister des Deuschen Ordens
Holstein
Polen
Dänemark
Dänemark
Cinque ports
England (Georgskreuz)
England (Löwen)
England (Löwen und Lilien)
Flandern
Flandern
Herzog von Burgund
Burgundisches Astkreuz
Genua
Marseille
Venedig
Frankreich
Portugal
Portugiesischer Christusorden
Aragon
Kastilien-Leon
Sizilien
Granada
Mameluken
Türken
Schweden
 

Quellen:

Herbert Ewe: Schiffe auf Siegeln, Bielefeld, Berlin 1972

Georg Fink: die Lübsche Flagge, in: Zeitschrift des Vereins für Lübeckische Geschichte und Altertumskunde (ZVLGA) Bd. XXIII, Lübeck 1926 S. 133-172

Ottfried Neubecker: Fahnen und Flaggen, Leipzig 1939

Karl Schiller, August Lübben: Mittelniederdeutsches Wörterbuch, Bremen 1875

Lafred Znamierowski: Flaggen-Enzyklpädie: Nationalflaggen, Banner und Standarten, Bielefeld 2001

Bild, rechts unten: Siegel von Stralsund von 1329 Aus: Siegel des Mittelalters aus den Archiven der Stadt Lübeck, hrsg. von dem Verein für Lübeckische Geschichte und Altertumskunde, Lübeck 1879