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Stoffe

ie Materialien, aus denen im Mittelalter die Stoffe gemacht wurden, sind
tierisch: Wolle, Seide,
pflanzlich: Leinen, Hanf, Nessel, Baumwolle,
metallisch: Gold, Silber.

 In größeren handwerklich betriebenen Wollwebereien wurde die Wolle im Allgemeinen mit Spinnrädern versponnen. Es gab davon zwei Hauptformen: das sogenannte Große Spinnrad und das Flügelspinnrad. Beide Arten waren fest eingebaut und wurden mit der Hand gedreht. Für den Normalhaushalt war die Investition zu teuer, darum wurde auch weiterhin die Handspindel benutzt. Das beweisen nicht nur die Vielzahl der gefundenen Spinnwirtel, sondern auch zeitgenössische Berichte über den Gebrauch der Handspindeln.

Spinnerin beim Flachsspinnen - wie im Mittelalter.
Gemälde von William-Adolphe Bouguereau (1825–1905)
(de.academic.ru/dic.nsf/dewiki/1311738)

 

Bindungsarten

Tuch- oder Leinenbindung (T 1/1) ist die älteste und einfachste und mit Abstand die häufigste.
Köperbindung: Einfachste Köperbindung ist dreibindiger Köper (K 2/1 oder K 1/2)
Vierbindiger Köper (K 2/2): Es ergeben sich charakteristische Diagonalrippen. Stoff in dieser Bindung ist in Diagonalrichtung dehnbar, darum eignet er sich besonders für enge Hosenbeine. Durch den Wechsel der Richtung kann man Fischgratmuster und Diamantkaros erzeugen, die besonders im Frühmittelalter beliebt waren.
Mit diesen Bindungsarten webt man Wolle und Leinen. Aufzug oder Kette heißen die längs verlaufenden Fäden, Einschlag oder Schuß die quer verlaufenden.

     Die Materialien

Wolle
Der Wollgewinnung dienen hauptsächlich Schafe, auch andere Tiere, z.B. Ziegen. Ursprünglich wurde die Winterwolle von den Schafen ausgekämmt oder gezupft und von den Büschen abgesammelt, im 15. Jahrhundert kam auch das Scheren auf. Die einzelnen Schritte der Herstellung:
• Waschen
• Schlagen
• Kratzen für Streichgarn
• Kämmen für Kammgarn
• Spinnen
• Haspeln
• Weben
• Ausrüsten:
- Walken mit Tonschlamm mit der Hand oder in der Walkmühle.
- Rauhen. Es sollte mit der Distelkarde und nicht mit der Eisenkarde bearbeitet werden.
- Scheren mit einer riesigen Schere, während der Stoff über eine Kante gezogen wird.
Streichgarn besteht aus kurzen gekräuselten Wollfasern. Die Wolle wird vor dem Spinnen aufgelockert. Streichgarngewebe zeigen ein geschlossenes, leicht filzartiges Oberflächenbild.
Kammgarn kamede wulle hat eine glatte Oberfläche, die durch Kämmen der Rohwolle entsteht, wobei kurze Faserstücke und Verunreinigungen entfernt werden.
Zwirn besteht aus zwei zusammengedrehten Garnfäden.

Beim Spinnen kann in zwei verschiedene Richtungen gedreht werden. Zum Walken verwendet man Stoffe, bei denen das Garn von Kette und Schuß in verschiedene Richtungen gedreht ist, so verfilzen sie besser. Sollen sie nicht gewalkt werden, ist es besser, wenn Kette und Schuß in gleiche Richtung gedreht worden sind, so verfilzt der Stoff nicht und man erkennt die Struktur besonders gut.
Die Gewebeeinstellung gibt an, wieviel Kett- bzw. Schußfäden auf eine Längeneinheit kommen. Die Einstellung von Kette und Schuß ist gelegentlich ungleich.
Sehr grob   <  10  Fäden auf 2cm
Grob         10-15         „
Mittelfein  15-25         „
Fein           25-35        „
Sehr fein    >  35         „
Das am häufigsten produzierte Standardlaken war Wolle in Tuchbindung aus Streichgarn, mittelfein bis fein, mehr oder weniger stark gewalkt und häufig auch gerauht, einfarbig. Der Stoff lag meist 1¼ Ellen, ca. 81cm, breit.
Welche Elle?  Die Lübecker Tuchelle betrug 57,7 cm, die Brabanter Elle  69,50 cm. Es gab auch andere Breiten, z.B. zwei Ellen. Die Länge des Ballens war uneinheitlich, ca.30-44 Ellen, so daß grundsätzlich nachgemessen wurde. Die Ballen waren mit Plomben versehen.
Gefärbt wurde das Garn, das fertige Gewebe oder das fertige Kleid, meist aber doch das Gewebe. Unter den Lübecker Geweben befinden sich nur sehr wenige, die mit Streifen oder Karos gemustert sind.
Die Qualität der Stoffe war ganz unterschiedlich. Die besten und teuersten - Schöngewand, schone-want, pannum pulchrum - wurden aus Westeuropa eingeführt: aus Flandern, Brabant, Holland, England. Die Qualität des Materials war es, die die Zugehörigkeit des Trägers, besonders auch der Trägerin, zu einem bestimmten Stand auswies. Man zahlte den sechsfachen Preis gegenüber dem des einfachen Stoffes.
Am billigsten waren Stoffe aus billiger Wolle. Verpackungsmaterial, z.B. Säcke, war aus sehr grober Wolle.

 

Tuchhalle in Ypern, Westflandern, 1304 fertiggestellt

 

Die große Masse der Ware jedoch, nämlich die mittleren und geringen Qualitäten, wurde im eigentlichen Hanseraum selbst hergestellt.
Die Lübecker Tuchproduktion hatte bereits eine lange Tradition: Schon im ausgehenden 13. Jahrhundert waren die grauen, weißen und gestreiften lübischen Tuche ein Massenprodukt. Im 13. Und 14. Jh. waren Streifenmuster beliebt. Die Lübecker Wollweber stellten gemäß der Zunftrolle von 1477 vier verschiedene Arten von Laken her, für die die die Wolle für jede Tuchart besonders ausgewählt wurde, und zwar Wolle aus der Lüneburger Heide, aus Braunschweig und Magdeburg. Die meisten Stücke wurden ungefärbt verkauft. Es gab auch melierte Stoffe aus meliertem Garn.

Weber - Hausbuch der Nürnberger Zwölfbrüderstiftungen, 1425 - Stadtbibliothek Nürnberg

Es gibt leider keine einzige zeitgenössische Darstellung, nach der man einen funktionstüchtigen mittelalterlichen Webstuhl rekonstruieren könnte. Für Lübeck kommt der Trittwebstuhl mit Rollenzug in Betracht.

 

Tuchrauer mit Distelkarden, Hausbuch der Nürnberger Zwölfbrüderstiftungen, 1425 - Stadtbibliothek Nürnberg

Seide
Seide war, abgesehen von den Meßgewändern, eine Besonderheit von Adligen und Patriziern, sie gehörte zur Feiertagskleidung. Zu uns kam Seide z.B. von Venedig über Regensburg, Frankfurt am Main, das Meiste aber über Brügge.
 

Lampas, Seide und Gold, lanciert, Italien, 2. Drittel des 14. Jh. Blütenwellranken, dazwischen fliegende Papageienvögel.

Aus dem 14. Jh. gibt es phantasievolle Muster: Rapporte mit Bildern von Vögeln, anderen Tieren, Pflanzen, Jungfrauen... Diese Art läuft in der ersten Hälfte des 15. Jh. aus und wird ersetzt durch die Granatapfel-Rosetten, die immer feingliedriger werden und bis ca. 1500 vorkommen. Die Rapporte haben eine Höhe von bis zu 70cm. Ab 1450 gibt es neben Seidendamast fast nur noch Samt. Von allen Naturtextilien läßt sich Seide am besten färben.
Im 15. Jahrhundert gab es auch in Lübeck eine Seidenwirkerei, für die das im Italienhandel engagierte Handelshaus der Veckinchusen eine wichtige Rolle spielte. In Lübeck gewebte Seide war einfarbig. Dieses Handwerk blieb in Lübeck offenbar in einem bescheidenen Rahmen.

Fragment aus Seidendamast mit dem oberen Teil einer Granatapfelrosette, Grabung Schrangen - LSAK 22 (Lübecker Schriften zur Archäologie und Kulturgeschichte) (Neg.-Nr. 1977/28) Tafel 47

Dalmatik der roten Kapelle. Stoff: Seidensamt, Florenz, 2. Hälfte 15. Jh. Stickerei: Köln und Niederrhein, 15. Jh. StiftsMuseum Xanten mit Archiv und Bibliothek, Foto: Stephan Kube

Nach einem mittelalterlichen Schwarzdruck auf Leinen. Dieser einem Seidenmuster des 3. Viertels des 15. Jh. nachempfunden. Horizontalreihen fünffach geschweifter Rosetten mit Granatapfelfüllung, dazwischen Girlanden mit fruchtähnlichen Motiven.

Leinen
Leinen besteht aus den Zellulosefasern der Stengel von Flachs (Linum usitatissimum). Es ist von Natur aus grau, sehr glänzend und glatt. Um Unterwäsche anzufertigen wurde es meist gebleicht. Heute werden zur pflegeleichten Ausrüstung die Zellulosemoleküle oft vernetzt z.B. mit Kunstharzen. Oder es werden zur Veredelung Natur- oder synthetische Fasern beigemischt, um das Knittern des natürlichen Leinens zu verhindern. Aber man sagt: „Leinen knittert edel.“
Die Leinenherstellung ist mühsam:
• Ernten
• Trocknen
• Riffeln
• Rösten
• Brechen
• Schwingen
• Hecheln
• Spinnen
• Haspeln
• Weben
Die Leinenherstellung war ursprünglich mehr noch ein uraltes ländliches als ein städtisches Gewerbe. Aber für das Weben der feinen Leinen- und Schleiergewebe ist eine gute Ausbildung und langjährige Erfahrung erforderlich. Auch beim Leinen gab es unterschiedliche Qualitäten, nur die besseren wurden gebleicht; sie hatten einen hohen Wert und waren hochgeschätzt. Zum Glätten benutzte man Glättsteine aus Stein, Glas oder Hartholz. Leinen zu färben war schwierig und aufwendig, am ehesten ging es noch mit Färberwaid. Im Allgemeinen kamen 7-15 Kett- und Schußfäden auf einen Zentimeter. Gröbere gab es nicht, wohl aber feinere. Im 15. Jh. wurde Leinen auch für mittlere Bevölkerungsschichten erschwinglich.

Hanf (Cannabis sativa) ist sehr reißfest. Man gebraucht ihn unter anderem für Seile, Säcke, Schiffssegel, Sehnen der Langbogen und billige Kleidung.

Nessel aus Brennessel (Urtica dioica) ist sehr reißfest. Der gebrauchsfertigen Faser haften noch holzige Stengelreste an, darum ist sie für Kleiderstoffe unbeliebt und eher geeignet für Bett- und Tischwäsche.  Heute bezeichnet man mit Nessel bestimmte Baumwollgewebe. Hanf und Nessel werden ähnlich aufwendig wie Leinen hergestellt.

Jute gab es in Europa erst im 19. Jh. und zwar in England.

Baumwolle (Gossypium arboreum aus Asien; G. herbaceum aus Afrika) Wegen der damals kurzen Fasern war Baumwolle im Mittelalter schwer zu verspinnen und das Garn nicht besonders reißfest, so daß es bei Mischgewebe nur für Schuß-, aber nicht für Kettfäden verwendet wurde. Gewebe aus reiner Baumwolle war wichtige Handelsware. Baumwolle kostete wegen der langen Transportwege aus dem Orient über Venedig ein Vielfaches von Flachs. Baumwolle läßt sich schlechter färben als Wolle, aber besser als Leinen.

Metallfäden 1. Lahn: schmale, flache Streifen aus Silber oder Gold, die direkt verwebt oder erst um eine Seidenseele gewickelt werden. 2. Häutchengold: schmale Streifen von auf der Oberseite vergoldeten Darmhäutchen, die um eine Seele gesponnen werden.

 

        Stoffarten

Man unterschied viele verschiedene Qualitäten und Arten, von denen die Bedeutung eines großen Teils heute gar nicht mehr bekannt ist. Mit der Zeit kann sich die Bedeutung auch geändert haben. Viele Bezeichnungen sind die Namen der Herstellungsorte und oftmals stark eingedeutscht. 
 
Barchent, parchem m. war ein wichtiges Produkt im Spätmittelalter: Kette Leinen, Schuß Baumwolle meist in Spitzköperbindung, dabei laufen die Köpergrate in einer Spitze zusammen. Das Zentrum der Erzeugung lag um den Bodensee, in Ulm, Augsburg, Regensburg. Die Baumwolle kam aus Venedig. Es gab gefärbte und ungefärbte Barchente. Es wird von jemand berichtet, der sich aus Barchent ein Wams anfertigen ließ.
Heute nennt man diese Stoffart Halbleinen, während man unter Barchent einen auf der linken Seite aufgerauhten Baumwollstoff versteht.
Beiderwand beide-, beier-, beiel-, beigel-, beidelwant  m. seit 1300 in Norddeutschland gewebt. „Vestis ex lino et lana contexta […], en dok de van linen und van wulle is gemaket.“ (Schiller-Lübben) Es ist ein zweischichtiges Gewebe, bei dem bestimmte Schußfäden von der einen zur anderen Schicht überwechseln. Die Muster der beiden Seiten sind gleich, nur mit vertauschten Farben. Nach anderer Version besteht Beiderwand aus einer Leinenkette und streifenweise eingeschossenem farbigen Wollgarn.
Bombasin, bomsin, bomside  ein gewebtes Zeug mit baumwollenem Aufzug (Kette) und mit wollenem Einschlag (Schuß). (Randbemerkung: nicht etwa umgekehrt?) Andere Definition: Mischgewebe aus Baumwolle und Seide.
Brokat Gemustertes Seidengewebe, das im Schuß ganz oder teilweise Metallfäden - Lahn oder Häutchengold - enthält. (siehe Samtbrokat)
Bûrrat  grobes wollenes Tuch
Damast damask  kostbarer Stoff aus Seide, der auf einem Zugwebstuhl hergestellt wurde. Das Gewebe ist in Kette und Schuß gleichfarbig, wobei die Musterbilder entgegengesetzt zum Grundgewebe binden, d. h. durch Wechsel von Kett- und Schußköper, so daß das eingewobene Muster nur unter schrägem Lichteinfall gut zu erkennen ist. Die Musterung kann aber auch durch andersfarbigen Schuß hervorgehoben werden. Leinendamast kommt erst im späteren 15. Jahrhundert in Flandern auf. Seit dem 16. Jahrhundert verwendet man meist Kett- und Schußatlas. Moderner Damast wird mit dem Jacquardwebstuhl hergestellt, der 1805 von Joseph-Marie Jacquard erfunden worden ist.
Futtertuch s. voderdôk m. offensichtlich ein Wollstoff zum Füttern von Kleidung.
Hand-, Geschirrtuch, Serviette dwele, dweile f, frühneuhochdeutsch twehele ist aus Leinen, lang und schmal und an den Enden oft mit blauen Bordüren versehen.

Verkündigung aus dem Mérode-Altar um 1425-35, Meister von Flémalle, Metropolitan-Museum, New York

Ipersch want n. Wollstoff aus Ypern (sprich: ipern) 
Kamlot kamerdôk schamelot Tuch aus Cambrai, feinste Leinwand (= schirdok?)  „Kamer“ leitet sich von „Cambrai ab“.
Kanevas kanives ist grobes Gewebe aus Hanf.
Laken laken n. hochdeutsch lachen ist ein Stück Stoff, meist aus Wolle, auch Maßeinheit für 44 Ellen. Ab dem 18. Jh. sagt man Tuch.

Wollgewebe in Köperbindung K 2/2 mittelfeine Qualität, stark gewalkt, aus der Grabung Schrangen (Neg.-Nr. 1976/21) Maßstab 1:1 - LSAK 22 (Lübecker Schriften zur Archäologie und Kulturgeschichte), Tafel 43

Lampas ein Seidengewebe, besonders vor 1450 gebräuchlich. Es war sehr kompliziert, mindestens vier Mann saßen an einem Webstuhl.
Leydesch want, laken oder nur leydesch. Wollgewebe aus Leiden - teuer.
Lundisch, lindisch dok Tuch aus London, Lynn oder Leiden - auf jeden Fall teuer.
Luwant, lou-, lo- le-, liwant, -went Leinwand, namentlich die grobe, zu Säcken etc. gebraucht.
Macheier eine Art grobes Wollenzeug
Pelle, pellel ein kostbarer, besonders roter, Seidenstoff, ursprünglich zum Staats- oder Kirchengewande gebraucht.
Popperingesch laken  Wollstoff aus der Stadt Poperinge in Westflandern.
Rasch m. arras, arrasch, ras, rasch eine Art dünnes wollenes Gewebe aus der Stadt Arras.
Samt Seidenstoff. Das Grundgewebe in Atlasbindung mit einer zusätzlichen Florkette, die während des Webvorgangs über sogenannte Ruten geführt wird und dadurch über der Bindung des Grundgewebes Schlaufen bildet. Werden diese Schlaufen aufgeschnitten, entsteht die charakteristische Samtoberfläche. Für die Florkette wird ein zusätzlicher Kettbaum benötigt.
 Atlasbindungen haben unterschiedliche Warenseiten und sind glatt, gleichmäßig,  glänzend und geschmeidig und haben einen  weichen Fall. Allerdings haben sie eine geringe Scheuerfestigkeit durch die langen Flottungen, die z. B. bei fünfbindigem Atlas (A 1/4) über vier Fäden hinweggehen und sich leicht bei Reibung verhaken.   
Samtbrokat, seta lavorata, geworchte side f. Die Muster werden mit Gold gebildet, die Zwischenräume sind Seidensamt. 7 florentinische Ellen Samt, entsprechend ca. 3,50 m, kosteten mit möglichst viel Gold 30 florentinische Pfund, mit wenig Gold für „arme Ritter“ 14 Pfund, die gleiche Menge Damast ohne Metallfäden kosteten 4 Pfund. (Annemarie Stauffer) Es gibt Beispiele in der Paramentenkammer des St.-Annen-Museums zu Lübeck.
Sargien Kammgarngewebe in Köperbindung K 2/2, gewalkt.
Sartuch sardok sarok m. Bezeichnung für grobes, starkes Tuch, halb Wolle, halb Leinen oder auch Baumwolle und Leinen. Der Verbrauch von Sartuch aus Baumwolle und Leinen nimmt zu.
Sayen sage, saie, saige war im Spätmittelalter ein wichtiger Handelsartikel. Es ist ein leichtes Kammgarngewebe, Dünntuch.
Schalaune salune, schalune n. Eine wollene Decke, vielleicht eine besondere Art derselben, benannt nach der Stadt Châlons-sur-Marne.
Scharlach scharlaken m. Ursprünglich bezeichnete er ein edles und teures Wollgewebe, das in vielerlei Farben gefertigt wurde, am üblichsten jedoch in Karminrot, wodurch die Doppelbedeutung des Wortes als Farbe entstand. Scharlach von Gent, Brüssel und Löwen ist das kostbarste. 
Schîrdôk, schirendôk m. „dünne, feine Leinwand, klares, schleierartiges Tuch - hövetzierath (der Frauen). Lose gewebtes und grobes Kammertuch. Es wird so genannt, nicht nur, weil es klar und durchsichtig ist, sondern auch, weil es dienet, Feuchtigkeiten durchzuseigen.“ (Flüssigkeiten durchzuseihen)
Seidenstoff, siden want
Tirtei tyrletey, dirdendei, trittendei
- ein halb leinenes oder hänfenes, halb wollenes Zeug. Der Verbrauch verringerte sich allmählich.
Tischtuch, tafellaken oft aus gebleichtem Leinen womöglich mit Bordüren an den Kanten aus eingewebter blauer Baumwolle oder gestickt.
Trip, tripe - sammetartiges Zeug mit leinener Kette und sammetartiger aufgeschnittener Oberfläche von feiner Wolle. Halbsammet von roher Seide oder Wolle auf leinenem oder hänfenem Grunde etc.
Waidgarner (wêtgarn ?). Bei ihm wird es sich um blaues, mit Waid gefärbtes Garn gehandelt haben, das dazu eingesetzt wurde, um die beliebten gestreiften und gegitterten Haustextilien herzustellen. (Selzer S. 300)
Want n. Gewand, Tuch, Zeug
Zindal sendel, sindel, zindel m. leichterer Seidenstoff

Muster nach einem Kissenbezug auf einem Gemälde von Michael Pacher (um 1435-1498) Rapport des Vorbildes ca. 6 × 6cm.

Quellen:
Françoise de Bonneville, Weißwäsche: Edles für Tisch und Bett, Hildesheim 1998
Rudolf Holbach, Die Textilherstellung im Hanseraum, in: Die Hanse, Lebenswirklichkeit und Mythos, Hg. Jürgen Bracker et al. 1998 Lübeck
Karl Schiller, August Lübben, Schiller-Lübben - Mittelniederdeutsches Wörterbuch, Bremen 1888
Heinrich Johann Schmidt, Alte Seidenstoffe, Braunschweig 1958
Stephan Selzer, Blau: Ökonomie einer Farbe im spätmittelalterlichen Reich, Stuttgart 2010
Annemarie Stauffer., Köln, Vortrag im Burgkloster zu Lübeck 26. 10. 2010: „Zur Darstellung von Seidengeweben auf spätgotischen Gemälden nördlich der Alpen.“
Leonie von Wilckens, Geschichte der deutschen Textilkunst Vom späten Mittelalter bis in die Gegenwart, München 1997
Klaus Tidow, Die spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Wollgewebe und andere Textilfunde aus Lübeck in LSAK 22 (Lübecker Schriften zur Archäologie und Kulturgeschichte), 1992 Bonn
Brigitte Tietzel, Geschichte der Webkunst - Technische Grundlagen und künstlerische Traditionen, Köln 1988

Bild unten rechts:Gewandschneider aus einem Hausbuch der Zwölfbrüderstiftungen, um 1443,
Stadtbibliothek Nürnberg