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Die spätmittelalterlichen Weisen Holzoberflächen zu behandeln.

1. Unbehandelt, insbesondere Zimmermannswerk.

2. Schleifen. Schleifmittel sind Schachtelhalm, Bimsstein, Holzkohle, Ziegelmehl und Roßhaar.

3. Firnissen und Ölen. Zum Ölen sind nur trocknende Öle geeignet und zwar Leinöl, Walnußöl und Mohnöl. Letzteres wurde selten oder nie verwendet, Walnußöl hauptsächlich in Italien. Bestimmte Fettsäuren in diesen Ölen reagieren mit Luftsauerstoff und härten dadurch aus, was aber unerträglich lange dauert. Um diesen Vorgang zu beschleunigen, kann man das Öl erhitzen, dadurch wird schon voroxidiert. Außerdem fügt man ein Trocknungsmittel zu; das war früher Sandarak, ein Harz aus der Rinde der Sandarakzypresse, die in den Barbareskenstaaten vorkommt. Sandarak war im Mittelalter auch Heilmittel zur innerlichen und äußerlichen Anwendung. Wichtig: Vor dem Firnissen muß das Holz völlig glattgeschliffen sein, da sich sonst die Fasern aufrichten und eine rauhe Oberfläche erzeugen. Es wird in mehreren Schichten gefirnist, dazwischen muß die Oberfläche gut abgetrocknet sein und wieder geschliffen werden.

4. Wachsen. Das wird mit Polierwachs gemacht, einer Mischung aus Bienenwachs und Terpentinöl. Terpentinersatz zum Pinselreinigen ist kein Terpentinöl. Mit einem Lappen oder einer weichen Bürste wird das Wachs auf dem Holz verteilt.

5. Fassen. Damit ist das Anmalen mit Farbe gemeint. Auch hierbei muß das Holz glattgeschliffen sein. Sodann bestreicht man es mit einer Leimtränke. Dann trägt man in mehreren Schichten eine Mischung aus Leim und Schlämmkreide auf, die jedesmal getrocknet und geschliffen sein muß, bevor die nächste folgt.
weiß: Bleiweiß
rot: Zinnober, roter Ocker, rotes Eisenoxid, Mennige.
gelb: gelber Ocker, Auripigment, Blei-Zinn-Gelb.
grün: Grüne Erde, Grünspan.
blau: Azurit oder Bergblau, Ultramarin – sehr teuer, für Madonnenmäntel.
braun: Umbra, brauner Ocker, Mischung anderer Farben.
schwarz: Pflanzenschwarz, Beinschwarz.
gold: Muschelgold.
Bindemittel: Leim, Kasein, Eidotter, Gummi arabicum, Leinöl, Terpentinbalsam.
Ein Übriges kann man tun, indem man Ornamente und Heiligenbilder anbringt. Muster können mit Schablonen, meist aus Leder, aufgetragen werden – und alles im jeweiligen Zeitstil.

6. Ammoniak. Es gab auch eine Art Beiztechnik, bei der mit Hilfe von Ammoniak dunkle Muster auf Eiche aufgedampft wurden.

7. Vergolden. Das Holz wird zuerst mit einem Kreidegrund vorbereitet. Dann kann man entweder die Polimentvergoldung oder die Ölvergoldung anwenden. Beide Weisen sind im frühen Mittelalter entwickelt worden.

8.Nicht mittelalterlich ist Gebeiztes und Lackiertes.

Quellen:

Hermann Kühn: Farbmaterialien, Pigmente und Bindemittel, in: Reclams Handbuch der künstlerischen Techniken Bd. 1, 2. Aufl. Stuttgart, 1988
Rosemarie Stratmann-Döhler: Möbel, Intarsie und Rahmen, in: Reclams Handbuch der künstlerischen Techniken Bd. 3, Stuttgart, 1986

Thorsten Albrecht: Die Anfänge künstlerischer Raumausstattung – Gotische Möbel, in: Geschichte der bildenden Kunst in Deutschland, Gotik Bd. 3, Hg. Bruno Klein, Darmstadt, 2007

Bild, unten rechts: Hostienschrank

Spätgotischer Hostienschrank, entstanden um 1510, Museum für das Fürstentum Lüneburg, Lüneburg