as Heilige Römische Reich in seiner Gesamtheit ist in drei Teile geteilt, deren einer das Deutsche Königreich, der andere das Königreich Italien, der dritte das Königreich Burgund ist.
Zu Weihnachten des Jahres 800 wurde Karl der Große in Rom vom Papst zum Kaiser gekrönt. Daraufhin nannte er sich „König der Franken und Langobarden […] von Gott gekrönt […] der das Römerreich regiert“. Das bedeutete die Translatio imperii, die Übertragung des römischen Kaisertums auf das Frankenreich, die erst 812 vom byzantinischen, dem oströmischen Kaiser, der sein Kaisertum in ununterbrochener Folge vom antiken römischen Kaiser ableitete, anerkannt wurde.
Nur im Römischen Reich konnte es einen Kaiser geben, ein Kaiser war immer ein römischer. Es gab nun also zwei römische Reiche und damit das Zweikaiserproblem.
Auch wenn die Oströmer Griechen waren, nannten sie sich Romäer und ihr Reich „Βασιλεία των ρωμαίον“ (sprich: wassilía ton roméon). Nachdem dieses Reich 1453 untergegangen war, gaben ihm die Humanisten den Namen „Byzanz“ nach der Stadt Byzantion, die Kaiser Konstantin 330 zu seiner Hauptresidenz gemacht hatte und die nach seinem Tod 337 „Konstantinopel“ genannt wurde.
Unter den Nachfolgern Karls des Großen, der 814 starb, wurde das Fränkische Reich mehrfach unterschiedlich aufgeteilt: 843 Vertrag von Verdun, 870 Vertrag von Meersen, 880 Vertag von Ribemont. Danach blieben die fünf Teile übrig: das Westfränkische und das Ostfränkische Reich, Hoch- und Niederburgund, sowie Italien. Außer dem Westfränkischen Reich wurden diese Teile später wieder zusammengefügt.
Alle Großen Italiens huldigten König Otto I. im Jahre 951 in Pavia. Bis dahin herrschte tiefste Anarchie in Italien, und von außen her verheerten die Sarazenen und Ungarn das geplagte Land. 962 wurde Otto I. zum Kaiser gekrönt, und seitdem hatte nur der deutsche König die Anwartschaft auf den Kaisertitel. Bevor er sich in Rom zum Kaiser krönen ließ, ließ er sich bis ins 11. Jh. meistens in Pavia mit der sog. „Eisernen Krone“ der Langobarden zum König von Italien krönen. Später geschah das in Mailand.
Dieses sog. Reichsitalien, das eigentlich das Königreich der Langobarden war, umfaßte aber nicht den südlichen Teil des Stiefels. Erst war das Patrimonium Petri, der Kirchenstaat, mit eingeschlossen, später nicht mehr, weil die Kaiser immer mehr Rechte an die Päpste abtreten mußten.
Nordostitalien, die Terra ferma, nahmen die Venezianer zwischen 1337 und 1428 weg. Allmählich wurde der deutsche Einfluß in Italien immer geringer. Die Territorien erinnerten sich der Zugehörigkeit zum Reich nur dann, wenn sie sich Nutzen davon versprachen.
Drei Staatsgebilde trugen nacheinander den Namen Burgunds. Das erste war das Reich der ostgermanischen Burgunder, die auf römischem Boden 443 angesiedelt worden waren und ein Reich gegründet hatten. Es wurde 534 von den Franken erobert, doch sein Name hat sich für diese Gegend erhalten.
Das zweite Königreich Burgund wurde 933 aus Nieder- und Hochburgund zusammengefügt und hieß nach seiner Hauptstadt Arles auch Arelat. Im Jahre 1018 nun wurde König Rudolf III. von Burgund Vasall Kaiser Heinrichs II. Als Rudolf 1032 kinderlos starb, fiel Burgund aus lehns- und erbschaftsrechtlichen Gründen an das Römische Reich. Drei deutsche Könige ließen sich in Arles zum König von Burgund krönen: 1033 Konrad II., 1178 Friedrich I. Barbarossa und 1365 Karl IV. Die geistlichen und weltlichen Fürsten Burgunds huldigten Karl. Er überließ das burgundische Reichsvikariat jedoch dem französischen Thronfolger und bewirkte dadurch, daß immer mehr Teile an Frankreich fielen, und die allmähliche Auflösung des burgundischen Königreiches. Im 15. Jh. waren seine Reste nur noch nominell Teile des Heiligen Römischen Reiches.
Das dritte Burgund: Nach den karolingischen Teilungen war ein Rest des Gebietes, dem die germanischen Burgunder ihren Namen gegeben hatten, beim Westfränkischen Reich bzw. Frankreich verblieben. Das war das Herzogtum Burgund, französisch „Bourgogne“, das der jüngste Sohn des französischen Königs, Philipp der Kühne, 1363/64 als Apanage erhielt.
Er und seine Nachfolger sammelten immer mehr Territorien beiderseits der deutsch-französischen Grenze zu einem Sammelsurium zusammen: außer dem Herzogtum die Freigrafschaft Franche-Comté, Flandern, Holland, Brabant und noch mehr. Die Herzöge erstrebten die Königswürde, doch blieben sie Lehnsleute des französischen und des deutschen Königs bzw. römischen Kaisers, bis Herzog Karl der Kühne 1477 die Schlacht von Nancy, seine Länder und sein Leben verlor.
Die Goldene Bulle von 1356 bestimmte für die Wahl zum Deutschen König die Bartholomäuskirche zu Frankfurt am Main, aber schon im 12. Jh. wurden dort deutsche König gewählt. Krönungsort des Deutschen Königs war seit den Zeiten der Karolinger Aachen, gelegentlich auch Mainz.
Während der verhältnismäßig glücklichen beiden Jahrhunderte, des 12. und 13., haben sich im Zuge der Ostkolonisation die Deutschen Lande beträchtlich nach Osten erweitert. Auch Lübeck ist damals in diesem Gebiet entstanden.
Mit dem Ende der Stauferdynastie 1254 war aber die große Zeit des mittelalterlichen deutschen Kaisertums dahin. Selbst in den deutschen Landen beschränkte sich die Macht des Kaisers hauptsächlich auf seine Hausmacht. Während sich rundum immer mächtigere Staaten entwickelten, blieb das Reich ein Verband von Personen, insbesondere vom Kaiser, den Kurfürsten und den mächtigeren Herzögen. Der Kaisertitel - und auch das Reich - verlor immer mehr an politischer Bedeutung, behielt aber den höchsten Rang unter allen europäischen Herrschern.
Am 6. Aug. 1806 verzichtete Franz II, der 1804 den Titel eines Kaisers von Österreich angenommen hatte, auf die römisch-deutsche Kaiserwürde und erklärte das Reich für erloschen.
Der Kaisertitel „Romanorum imperator augustus“, Römischer Kaiser, allzeit Mehrer des Reiches, begegnet erstmals in einem Dokument des Jahres 982 (996?).
„Regnum Teutonicorum“ d. h. „Reich der Teutonen“ wurde das ostfränkische Reich seit der Zeit Heinrichs I. des Voglers (919-36) genannt. Was haben wir mit den Teutonen zu tun, die ein germanischer Volksstamm waren, der gleichzeitig mit den Kimbern durch Gallien zog und 102 v. Chr. von Marius bei Aquae Sextiae, d. i. Aix-en-Provence, vernichtend geschlagen wurde? Der römische Dichter Vergil (70-19 v. Chr.) übertrug deren Namen auf alle Germanen. Dieser Name lebte in Italien fort, bis man ihn auf die Deutschen übertrug.
„Die Deutschen Lande“ Von Italien ging es aus, die Deutschen mit dem Wort „tedesco“, lateinisch „theodiscus“, hochdeutsch „deutsch“, mittelniederdeutsch „düdesch“ zu bezeichnen. So sagte man dann „die deutschen Lande“ oder „Land der Deutschen“. Daß sie deutsch waren, war ihnen bis dahin gar nicht in den Sinn gekommen. Sie fühlten sich als Sachsen, Thüringer, Schwaben usw. und lebten im Fränkischen Reich.
„Regnum Alemaniae“ - Alemannien. Seit dem 13. Jh. taucht auch diese Bezeichnung für die deutschen Lande auf.
„Germanien“ war ursprünglich eine geographische Bezeichnung für das Land rechts des Rheins und links der Donau, wurde seit Maximilian I. (1493-1519) auch als Titel gebraucht: „König in Germanien“.
„Sacrum imperium“ - Heiliges Reich 1157, zur Zeit Kaiser Barbarossas, wird in einem offiziellen Dokument erstmals dieser Begriff gebraucht. Man will die Herrschaft als Gottes heiligen Willen legitimieren.
„Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation“ Erst während der Zeit Kaiser Maximilians I. (1493-1519) bürgerte sich diese Bezeichnung ein. Sie bezog sich ursprünglich auf den deutschen Teil des Römischen Reiches, aber es zeichnete sich immer deutlicher ab, daß nur noch dieser faktisch mit dem Römischen Reich identisch war.
An Sprachen wurde auf dem Gebiet der Deutschen Lande
neben „ober-“ und „niederlendisch“ auch gesprochen: wallonisch-französisch, lothringisch-französisch, räto-roman-
isch, ladinisch, lombardisch-italienisch, slowenisch, tschechisch, polnisch, sorbisch, wendisch, friesisch.
Außer Dänemark haben alle Nachbarländer der heutigen Bundesrepublik Deutschland Anteil am damaligen Gebiet der Deutschen Lande, außerdem Slowenien und Italien, davon Luxemburg, die Niederlande, Tschechien ganz, Österreich und Slowenien fast ganz.
Quellen:
Laetitia Boehm, Geschichte Burgunds, Stuttgart, Berlin, Köln, Mainz 1971
Joachim Ehlers, Die Entstehung des deutschen Reiches, München 1994
Elke Goez, Papsttum und Kaisertum im Mittelalter, Darmstadt 2009
Karl-Friedrich Krieger, König, Reich und Reichsreform im Spätmittelalter, München 2005
Margarete Schwind, Der römische Kaiser, ein deutscher König: Herrschaftsauffassungen von 800-1014 im Wandel, in: Deutsche Geschichte, Band I, 500-1152 Vom Frankenreich zum Deutschen Reich, Hrg. Heinrich Pleticha, Gütersloh 1998
Michael Seidlmayer, Geschichte Italiens, Stuttgart 1962
Bild, rechts unten:Das heilige römische Reich
Das Hl. Römische Reich Mitte des 15. Jh. mit den drei Teilen Deutschland, Burgund und Italien.
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