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Pilgerfahrt nach Ratzeburg

AUF ST. ANSVERUS SPUREN

09. - 10.06.2005

27 km misst der Weg von der Kapelle in Klein-Grönau über Ratzeburg bis zur Heuherberge in Ziethen, zu Fuß eine ganz schöne Strecke, zumal im Gewand, mit Pilgermantel und Hut und (wenn auch leichtem) Gepäck. Und das in der sengenden Hitze eines prachtvollen Julitages! St. Ansverus, an dessen Steinkreuz wir gegen Mittag erschöpft zur Rast zusammen sackten, hat gewiss die zusätzliche Buße des Schwitzens wohlwollend registriert und uns im Himmel ordentlich Pluspunkte zugeschrieben.

Los ging es in Klein-Grönau, wo uns Paster Siemers mit einer kleinen plattdeutschen Andacht und einem Pilgersegen in der alten Siechenkapelle verabschiedete. Dann ging es über die Dörfer auf alten Pilgerpfaden nach Einhaus, wo im 12. Jahrhundert St. Ansverus von den heidnischen Slawen, die sich partout nicht bekehren lassen wollten, gesteinigt wurde. Das alte steinerne Kreuz kennzeichnet die Stelle.

Das schöne an dieser Pilgerroute: Die meiste Zeit führt der Weg direkt am Ufer des Großen Ratzeburger Sees entlang. So fanden wir trotz der langen Strecke Gelegenheit zu einem kühlen Bade. Dabei überraschte Georg mit einer todschicken Dreiecks-Bruche, die Elseke ihm extra für diesen Zweck noch schnell genäht hatte.

Die Heuherberge erwies sich als ein weiteres Highlight der Tour. Ob komfortabel im Schlafsack oder ganz authentisch im Leinenhemd in den Pilgermantel gewickelt - in den großen Holzkisten mit duftendem Heu und freundlich schnurchelnden Lagergenossen schläft es sich wie gewiegt.

Den Rückweg am Sonntag legten wir zum größten Teil per Schiff zurück, so dass der restliche Weg zurück nach Klein-Grönau auch für die müdesten Füße gut zu schaffen war.

Tipp für Nachahmer: Strecke vorher abgehen (hier nochmal Dank an Johannes, Vrank und Johanna und Bernard für diese wichtige Pionierarbeit)! Zur Kleidung: Mittelalterliche Gewandung ist für die Sommermonate selbst dann beschwerlich, wenn man auf die Obergewänder verzichtet und in Kotte bzw. Wams wandert; von daher sind Frühjahr und Herbst wohl die günstigeren Jahreszeiten. Ein Begleitfahrzeug für das Nachtgepäck und die Verpflegung am Ziel mag der MA-Hardliner verachten; praktisch ist es aber schon (Dank an Alheid!).

Auch das Wandern in authentischen Schuhen ist nicht ohne! Aber wie es schon im Pilgerlied aus dem 15. Jhdt. heißt: ?Wer das Elend bauen will, der heb' sich auf und sei mein G'sell, wohl auf St. Jakobs Straßen. Zwei Paar Schuh, der darf er wohl, ein Schüssel bei der Fla-a-a-schen"

Ich würd's jeder Zeit wieder tun!

(Engelke)